Körperspuren – wenn der Körper unsere Geschichte erzählt
- Mihaela Perunovic

- 2. Mai
- 2 Min. Lesezeit

Unser Körper ist wie ein lebendiges Tagebuch. Jede Erfahrung, jedes Gefühl, jede Verletzung hinterlässt Spuren – nicht nur in unseren Gedanken, sondern auch in unserer Muskulatur, in unseren Organen und in unserer Haltung. Manchmal merken wir es sofort: ein verspannter Nacken nach einem stressigen Tag, ein flaues Gefühl im Bauch nach einer kränkenden Bemerkung. Doch oft tragen wir diese Körperspuren jahrelang in uns, ohne sie bewusst wahrzunehmen.
Verspannungen, Rückenschmerzen, Atemprobleme oder Druck im Brustkorb sind nicht nur körperliche Symptome – sie sind auch gespeicherte Erfahrungen. Der Körper hält fest, was die Seele nicht loslassen konnte.
Um sich das vorzustellen, hilft ein Bild: Stell dir ein Museum vor, in dem jedes Exponat eine Erinnerung ist. Manche Stücke sind wunderschön, voller Licht und Freude. Andere aber liegen im Dunkeln, staubig und vergessen – und trotzdem sind sie da. Unser Körper ist genau so ein Museum. Er trägt nicht nur die schönen Erlebnisse, sondern auch die schwierigen – die wir manchmal lieber nicht mehr anschauen würden. Doch sie bleiben präsent, bis wir ihnen Aufmerksamkeit schenken.
Eine Frau, die lange mit Rückenschmerzen zu kämpfen hatte, sagte nach einer Sitzung einmal: „Es war, als ob mein Rücken mir meine eigene Geschichte erzählt hat. Und als ich sie endlich gehört habe, konnte er loslassen.“ Genau darin liegt die Kraft der Arbeit mit Körperspuren: Wir lernen, die Zeichen des Körpers zu lesen, die Anteile in uns wahrzunehmen und ihnen liebevoll Raum zu geben.
Warum speichert der Körper unsere Geschichten?
• Weil jede Emotion eine körperliche Reaktion auslöst: Herzklopfen, Zittern, Enge, Hitze.
• Weil ungelöste Erfahrungen nicht einfach verschwinden, sondern im Zellgedächtnis bleiben.
• Weil der Körper uns schützt: Er hält fest, was wir im Moment nicht verarbeiten konnten.
Wenn wir beginnen, diese Körperspuren wahrzunehmen, geschieht etwas Befreiendes. Wir müssen sie nicht länger verdrängen, sondern können sie integrieren. Aus Schmerz wird Information, aus Enge wird Verständnis, und aus Verständnis entsteht Heilung.
Unser Körper ist kein Gegner, sondern unser engster Verbündeter. Er zeigt uns liebevoll, wo wir noch hinschauen dürfen. Wer seine Körperspuren erkennt, entdeckt nicht nur die eigene Geschichte – sondern auch den Weg in ein freieres, leichteres Leben.





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