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Was Organe über unsere Gefühle erzählen – Körperspuren verstehen“

Manchmal spüre ich, dass unser Körper viel ehrlicher ist als wir selbst. Er trägt Geschichten in sich, die wir längst vergessen oder verdrängt haben. Kleine Schmerzen, ein Druckgefühl, eine Spannung im Nacken – all das sind Spuren, die uns etwas mitteilen wollen. Ich nenne sie Körperspuren. Sie sind wie eine Sprache, die nicht mit Worten, sondern mit Empfindungen spricht.


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Die Traditionelle Chinesische Medizin hat schon früh erkannt, dass unsere Organe nicht nur körperliche Funktionen haben, sondern auch Gefühle speichern. Die Leber zum Beispiel reagiert empfindlich auf Wut, die wir nicht ausdrücken. Die Lunge trägt unsere Trauer, die uns manchmal die Luft zum Atmen nimmt. Der Magen spiegelt unsere Sorgen und all das, was wir im Leben nicht richtig „verdauen“ können. Und unser Herz ist das Zuhause der Freude – aber auch der Ort, an dem sich Schmerz und Verletzlichkeit zeigen, wenn wir sie zu lange ignorieren.


Wenn ich mit Menschen arbeite, erlebe ich oft, dass genau diese Körperspuren uns den Weg weisen. Ein Hals, der eng wird, kann von all den unausgesprochenen Worten erzählen, die schon so lange in uns stecken. Rückenschmerzen erinnern manchmal an Lasten, die wir tragen, obwohl sie gar nicht unsere eigenen sind. Und ein ständiges Ziehen im Bauch kann das Echo von Sorgen sein, die wir nicht mehr loslassen.


Für mich ist es jedes Mal berührend, wenn jemand plötzlich erkennt: „Das bin nicht nur Schmerzen, das ist meine Geschichte.“ In diesem Moment beginnt etwas in Bewegung zu kommen. Der Körper hört auf, gegen uns zu kämpfen, und wird zu unserem Verbündeten.


Es geht nicht darum, jedes Symptom sofort wegzutherapieren. Es geht darum, zuzuhören, achtsam zu werden und die eigene innere Landkarte zu lesen. Manchmal reicht schon dieser neue Blick, um zu spüren, dass wir die Kraft haben, unser Leben anders zu gestalten.


Unser Körper ist kein Gegner. Er ist unser ehrlichster Begleiter. Und er flüstert uns immer wieder zu, wo wir genauer hinschauen dürfen – damit wir zurückfinden zu uns selbst.


 
 
 

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